Geschichte
Das Bildprogramm für die drei Chorfenster leg bereits im Oktober 1895 fest. Für das mittlere Fenster wählte man als Motiv den Opfertod Christi, ausgeführt als Kreuzigungsszene. Für die beiden seitlichen Chorfenster war die Darstellung von Beginn und Ende des Weges Christi auf Erden, seine Geburt aus der Jungfrau und seine Auffahrt zum Vater, vorgesehen. Zusätzlich erhielten diese beiden Fenster bei der Ausführung je eine weitere kleine Szene, links die Taufe Christi, rechts das Brotbrechen in Emmaus, um so die beiden Sakramente der lutherischen Kirche, Taufe und Abendmahl, im Altarraum zu vergegenwärtigen. Das kleine Dreipassfenster in der mittleren Chorraumarkade war den Eingabeplänen zufolge ursprünglich nicht vorgesehen. Es wurde vermutlich deshalb nachträglich projektiert, um den für spätere Ausführung vorgesehenen Altaraufbau einstweilen zu ersetzen.
Die beiden mittleren Chorfenster sind zum größten Teil eine Stiftung von Brauereibesitzer und Kirchenverwaltungsmitglied Friedrich Schaeff mit Familie. Sie wurden zur Kircheneinweihung 1896 von Glasmaler Carl Wörlein (geb. 1865) ausgeführt, der bis Mai 1896 für kurze Zeit Teilhaber der Bamberger Firma Schmitt & Postek war und danach noch einige Zeit selbständig in Bamberg arbeitete.
Die Glasmalereien Wörleins gaben jedoch offensichtlich Anlass zu Klagen. Jakob Hornschuch gelangte sogar zu dem Urteil, dass das mittlere Chorfenster "reinstes Farbengeklex" sei. Aus diesem Grund wurden die beiden seitlichen Chorfenster im Jahr 1900 nicht mehr in Bamberg, sondern bei der renommierten Glasmalfirma von Franz Xaver Zettler (1841-1916) in München in Auftrag gegeben. Beide Fenster sind dem Gedenken des im Jahr 1899 früh verstorbenen Carl Gottlieb Hornschuch von dessen Geschwistern Jakob Hornschuch, Konrad Hornschuch und Lina Faber gewidmet. Auch die Bamberger Glasmalfirma Gebr. Schmitt, vormals Schmitt & Postek, die im Jahr 1907 mit anderen Arbeiten in der Kirche befasst war, erachtete die von Carl Wörlein ausgeführte Malerei der beiden mittleren Chorfenster als nicht gelungen.
Die Inhaber der Firma befürchteten gar eine Schädigung ihres Rufes, sollte die Malerei ihres früheren Teilhabers in dieser Form weiterhin bestehen bleiben. Daher erklärten sie sich bereit, beide Fenster auf eigene Kosten abzuändern. Nachdem die Stifter nach anfänglichem Widerstand ihr Einverständnis dazu gegeben hatte, konnten die Fenster umgearbeitet werden. Nach Aussage der Firma wurde bis auf die figürlichen Elemente damals alles neu hergestellt.
Infolge von Kriegseinwirkungen ging im Frühjahr 1945 das linke Chorfenster völlig zu Bruch, das mittlere Chorfenster und das kleine Dreipassfenster wurden teilweise zerstört. Während die beiden letzteren bereits kurze Zeit später repariert und ergänzt wurden, versah man ersteres einstweilen nur mit einer provisorischen Verglasung.
In den fünfziger Jahren bemühten sich Pfarrer und Kirchenvorstand um Ersatz für das verloren gegangene Fenster und ließen bereits verschiedene Entwürfe anfertigen. Doch stellte man die Frage schließlich bis nach Ende der geplanten Kirchenrenovierung zurück. Die ursprüngliche Intention, alle drei Chorfenster neu verglasen zu lassen, scheiterte am Widerstand sowohl der Gemeinde als auch der Stifterfamilien. Auf Vermittlung des Kirchenvorstehers Alfred Grimm wurde der Kirchenvorstand auf den Kunsterzieher Walter Veit-Dirscherl (geb. 1936) aufmerksam, der im Jahr 1968 einen Entwurf für ein neues Chorfenster anfertigte. Dieser Entwurf fand Anklang und so wurde noch im gleichen Jahr von Veit-Dirscherl in Zusammenarbeit mit der Glaserei Hanold in Zirndorf ein neues Fenster geschaffen und eingebaut.
Die Hauptfelder des mittleren und des rechten Chorfensters wurden im Jahr 2000 von einer Forchheimer Glaserei gereinigt und neu verbleit. Dabei korrigierte man auch einige Fehlstellen. Eine grundlegende Restaurierung aller Chorfenster, bei der auch die Retuschen aus der Nachkriegszeit fachgerecht behoben werden könnten, steht indes immer noch aus.
Darstellungen
Als Vorbild für die Darstellung des mittleren Chorfensters diente ein Motiv des seinerzeit berühmten Nürnberger Zeichners und Illustrators Friedrich Wanderer (1840-1910), dem Carl Wörlein vor der Anfertigung des Fensters seinen Entwurf zur Begutachtung vorlegte. Im Zentrum ist Christus am Kreuz mit zur Seite geneigtem Haupt zu erkennen. Links daneben steht seine Mutter Maria, den Blick und die gefalteten Hände trostlos nach unten gerichtet, auf der rechten Seite Johannes, der Lieblingsjünger, mit ringenden Händen und flehender Miene zu Christus empor blickend. Maria Magdalena kniet am unteren Ende des Kreuzes und hält die Füße Christi umklammert. Hinter der Darstellung ist über einer angedeuteten Stadt der Himmel mit den verfinsterten Gestirnen zu erkennen. Die Szene wird von einer gotisierenden Architektur baldachinartig überwölbt.
Im darüber liegenden Kreissegment ist innerhalb eines floral verzierten Vierpasses ein Pelikan dargestellt, der sich die Brust aufschlitzt, um seine Jungen mit dem eigenen Blut zu tränken, ein frühchristliches Symbol für den Opfertod Jesu Christi.
Unterhalb der Kreuzigungsgruppe findet sich eine kleine Szene, die die Erzählung von der ehernen Schlange aus 4. Mose 21,4-9 wiedergibt, ein Typos (Vorbild) für den gekreuzigten Christus: Wie die eherne Schlange von Mose in der Wüste erhöht wurde, um dem Volk Israel Rettung vor dem tödlichen Schlangenbiss zu bringen, so musste Christus am Kreuz erhöht werden, um den Gläubigen Rettung vor dem ewigen Tod zu verleihen.
Das Dreipassfenster zeigt das Lamm Gottes mit Siegesfahne. Nach der teilweisen Zerstörung des ursprünglichen Fensters im Jahr 1945 wurde dieses ein Jahr darauf aus alten Teilen neu zusammengesetzt. Die Darstellung des Lammes selbst stammt noch vom Vorgängerfenster, wenn auch mit Fehlstellen und vermutlich in anderer Anordnung als ehedem, während der Hintergrund und die angedeutete Siegesfahne damals teils aus Glasbruch, teils neu hergestellt wurde.
Das ursprüngliche linke Chorfenster aus dem Jahr 1900 zeigte im Hauptbild Maria und Joseph an der Krippe, eine Gruppe von Hirten und frohlockende Engel, sowie in der Nebendarstellung darunter die Taufe Christi im Jordan durch Johannes. Das jetzige Fenster hat die Thematik der Geburt Christi aufgegriffen, jedoch unter dem Eindruck der Nachkriegszeit ikonographisch neu bearbeitet. Die Gliederung des Fensters nimmt diejenige des ihm korrespondierenden rechten Chorfensters auf. Zentral sind Josef und Maria an der Krippe, die in einer Ruine steht, dargestellt, darüber von einer zerstörten Stadt herkommend junge Menschen mit ihren Gaben: ein Karpfen, ein Brotlaib und eine Gans. Oben im Hintergrund stehen zwei Musikanten inmitten von Trümmern. Unter der Geburtsszene findet sich ein gelber Streifen, auf dem schemenhaft der Kindermord von Bethlehem zu sehen ist. Uniformen und Waffen aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges stellen hier einen Zeitbezug her. Im unteren Nebenbild wird die Flucht nach Ägypten gezeigt, doch nicht nur Jesus und seine Eltern sind auf der Flucht, sondern mit ihnen auch andere Menschen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden. - Der momentane Zustand des Fensters ist bedauerlicherweise schlecht, da viele Farben bereits stark verblasst und die aufgebrachten Malereien teilweise nur noch schwach zu erkennen sind.
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Im rechten Chorfenster ist die Himmelfahrt Christi dargestellt: Unter einer baldachinartigen Architektur Christus im Moment der Auffahrt, umgeben von einer lichten Wolke, zu seinen Füßen die elf Jünger mit Maria. Hervorgehoben sind die vier Figuren im unteren Teil, zur linken Maria, die Mutter Christi, mit gefalteten Händen, unten sitzend Petrus und Johannes, sowie zur rechten ein weiterer Jünger mit einem aufgeschlagenen Buch. Die anderen Jünger sind klein im Hintergrund zu erkennen, je vier auf beiden Seiten. Interessant ist, wie die Schöpfer dieses Fensters bei Maria (Gesichtszüge und Gewandung) und Johannes (Haarfarbe und Gewandung) die Darstellungsweise des schon vorhandenen mittleren Chorfensters aufgenommen haben. Der untere Fensterabschnitt zeigt in einer gebäudehaften gotischen Szenerie Christus mit den beiden Jüngern in Emmaus, wie er beim Abendmahl das Brot bricht. Am unteren Bildrand findet sich die Widmungsinschrift: "Zum Andenken an Carl Gottlieb Hornschuch gestiftet | geboren 2. Juni 1868. - gestorben 20. Juli 1899." Das obere Kreissegment zeigt in einem Vierpass den Namen Jesu (IHS) mit vier umgebenden Schriftbändern, auf denen Bibelstellen mit alttestamentlichen Vorbildern für die Himmelfahrt angegeben sind: "Mich.2.13. | Hohel.2.8. | Mos.5.24. | 4Kön.2.11." - Dieses Fenster ist gut erhalten, was sehr zu begrüßen ist, da es sich hierbei um das wahrscheinlich hochwertigste Glasgemälde der Kirche handelt.