Themen zum Reformationsjubiläum im Jahr 2017
"500 Jahre Reformation" und Ökumene?
Das Reformationsjubiläum 2017 ist das erste Reformationsgedenken, das sehr stark ökumenisch begangen wird.
Nun ist die Ökumene auch nicht auf das evangelisch-katholische Verhältnis beschränkt, so sind z. B. in der ACK (Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen) Bayern alleine 19 Kirchen zusammengeschlossen, zwei weitere haben den Gaststatus und vier ökumenische Organisationen wirken mit.
„Versöhnt miteinander“
Zu Beginn des Jubiläumsjahres hat die ACK ein Wort zu „500 Jahre Reformation“ veröffentlicht. Unter dem Motto „Versöhnt miteinander“ entwirft das Wort Perspektiven und Zugänge für das Jahr 2017. In fünf Schritten regt das Papier dazu an, das Jahr 2017 ökumenisch zu betrachten: die Impulse der Reformation aufzunehmen, gemeinsam die Folgen der Kirchenspaltung zu bedenken, wechselseitig voneinander zu lernen und die Zukunft ökumenisch zu gestalten. „Gemeinsam leben wir in dem Bewusstsein, dass die Gaben des Geistes Gottes, die in einer christlichen Kirche bewahrt worden sind und gegenwärtig gelebt werden, auch andere Kirchen bereichern können“, heißt es in dem Wort. Gemeinsam könne man die durch die Reformation wieder in den Mittelpunkt gerückten biblischen Einsichten ökumenisch feiern. Dazu gehörten die Wertschätzung der Bibel als der gemeinsamen Basis des Glaubens, die Ausrichtung des christlichen Glaubens an der Gnade Gottes sowie die Überzeugung von dem in Glaube und Taufe begründeten Priestertum aller Christinnen und Christen. Dies sei untrennbar vom Gedenken an die zahlreichen Opfer religiös motivierter Gewalt: „Kriege, Vertreibungen und Hinrichtungen wurden im Namen Gottes gerechtfertigt“, beklagen die Kirchen in dem Wort. Daher wolle man sich gemeinsam um die Heilung der leidvollen Erinnerungen bemühen.
Als vor 500 Jahren Martin Luther seine 95 Thesen veröffentlichte, führte dies letztendlich zur Kirchenspaltung.
Auch bei uns hier im fränkischen Gebiet trafen schon bald „Evangelische“ und „Katholische“ aufeinander, sie lebten hier und mussten nun mit der verordneten Religion in ihrem Gebiet zurechtkommen, was für viele nur sehr schwer nachvollziehbar war.
Seit dem Reichstag von Augsburg 1555 bestimmte der jeweilige Landesherr die Konfession - „Cuius regio, eius religio“.
Dazu kamen immer wieder Kriege, die das Chaos und die Abschottung der Konfessionen zueinander noch verstärkten.
Eine Auswirkung der Reformation und der folgenden Trennung der Konfessionen war die zunehmende Entfremdung der Christen untereinander in den einzelnen Konfessionen. Folglich kam es zu einem völlig anderen Verständnis des Glaubens und des Lebens und bedingt dadurch auch zu vielen Vorurteilen und Unterstellungen über den jeweils anderen Glauben.
Jeder nahm für sich in Anspruch, die alleinige Wahrheit zu besitzen.
So lebten bis in das 20. Jh. hinein die Christinnen und Christen oftmals in voneinander abgeschlossenen Konfessionskulturen, die durch einander abgrenzende Riten und Symbole geprägt wurden. Da dies stark ins persönliche Leben hineinreichte, also vor allem die Eheschließung, die Kinder usw. betraf, führte dies zu vielfachem Leid und persönlichen Kränkungen.
Es waren die konfessionsverschiedenen Ehepaare, die hier viel geleistet und Wege geebnet haben, indem sie mit Leidenschaft und unermüdlich die Bande zwischen den evangelischen und katholischen Gemeinden knüpften.
Am Sonntag, dem 30. Juli 2017, waren 350 konfessionsverbindende Ehepaare nach Vierzehnheiligen eingeladen zu einem Fest der Begegnung und zu einem Gottesdienst in der Basilika. Mit der gemeinsamen Veranstaltung würdigten der evangelische Kirchenkreis Bayreuth und die katholische Erzdiözese Bamberg den Beitrag der Eheleute für die Ökumene. Beim Gottesdienst sagte die Regionalbischöfin Dorothea Greiner: „Diese Ehepaare seien ein Symbol für das Ziel, das die christlichen Kirchen in Zukunft erreichen wollen.“ Zugleich bat sie um Vergebung für Verletzungen, die die Eheleute wegen ihrer Verbindung durch Kirchenrepräsentanten oder ihre eigenen Familienmitglieder erlitten hätten und der Bamberger Generalvikar Georg Kestel bezeichnete das Ehefest als ein „großes ökumenisches Zeichen des Fortschritts im gemeinsamen Glauben, der uns verbindet“. Früher hätten Familien, Tradition, Gesellschaft und »kircheninterne Linien« auf beiden Seiten unnötige Gewissensnöte erzeugt und auch manche gute Ehe verhindert.
Mit dem 31. Oktober gehen wir nun auf das Ende des Reformationsjubiläums zu.
Am 27. August sagte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strom bei einem Festgottesdienst in der Wittenberger Stadtkirche: „In einer verrückten Welt, in der Vereinfachung, Intoleranz, Nationalismus und programmatischer Egoismus so viel Zustimmung finden, braucht es eine Kirche, die Orientierung gibt. Eine solche Kirche könne jedoch keine bleiben, in der diejenigen, die sich als Schwestern und Brüder ansprechen, am Tisch des Herrn getrennt bleiben.“
Lothar Fietkau, Vorsitzender der ACK Forchheim